1914 - 1945

DER ERSTE WELTKRIEG UND DIE FOLGEN

Zu Beginn des Ersten Weltkrieges mussten die nicht zum Heeresdienst einberufenen berittenen Gendarmen zum überwiegenden Teil ihre Pferde abgeben. Die Armee hatte einen erheblichen Bedarf an Reittieren. Die Gendarmen stiegen zum Ersatz auf moderne Dienstfahrräder um.

Mit dem Ende des Ersten Weltkrieges 1918 verlor die Gendarmerie ihre militärisch-polizeiliche Doppelstellung – sie war jetzt nur noch Polizei. Daran anknüpfend wurden nach der Ausrufung der Republik die Polizeien in den Ländern des Deutschen Reiches reformiert und neu organisiert. Dem Zeitgeist folgend setzte eine zunehmende Motorisierung der Polizei ein. Auf den Einsatz von Dienstpferden hatte das allerdings vorerst noch keine Auswirkungen. Im Gegenteil - die aus dem Kriegseinsatz zurückkehrenden Kavallerie-Einheiten wurden zum Teil geschlossen in eine neu gegründete Sicherheitspolizei übernommen. Die Sicherheitspolizei war eine kasernierte Polizeitruppe und damit Vorläuferin der heutigen Bereitschaftspolizei. Doch die alliierten Siegermächte verlangten von Deutschland die Auflösung der Sicherheitspolizei, da diese kasernierten Polizeieinheiten ihnen zu militärähnlich erschienen.

Am 1. Juli 1920 wurde als Ersatz für die Reitereinheiten der Sicherheitspolizei für den Bereich Hannover eine berittene Bereitschaft der Schutzpolizei aufgestellt. Verbunden damit war auch eine Änderung der Bezeichnung. Berittene Polizisten hießen von nun an Landjäger. Dazu kam ein ständiger Reitlehrgang. Hannover blieb damit einer von 41 Standorten der berittenen preußischen Polizei. Die Aufstallung erfolgte in der Kaserne Nr. IV der militärischen Liegenschaft am Welfenplatz. Sie befand sich an der Ecke Welfenplatz/Schützenstraße. Die Gebäude wurden jedoch im Zweiten Weltkrieg durch Fliegerbomben zerstört.


DIE WEIMARER REPUBLIK

Das Buch „Die berittene Polizei“ von Polizei-Major Kronberger von 1927 erlaubt einen Blick auf die damalige Ausbildung: „Der Polizeianwärter beginnt bei einer Polizeischule und wird dort ein Jahr lang ausgebildet. ...Dann erfolgt die Ernennung zum Polizeiwachtmeister; darauf eine einjährige reiterliche Ausbildung bei einem Provinzialreitlehrgang. Nach Abschluss des Kursus, Versetzung zu einem berittenen Polizeikörper. Nach 4-jähriger Dienstzeit rückt der Beamte automatisch auf. Nach 7-jähriger Dienstzeit und nach erfolgreichem Besuch eines Polizei-Oberwachtmeisterlehrganges auf einer Polizeischule erfolgt die Beförderung zum Polizei-Oberwachtmeister. Bei guter reiterlicher Veranlagung ist Versetzung zum Stammpersonal eines Reitlehrganges sehr zu empfehlen.“

Mit dem neuen Motto „Die Polizei – Dein Freund und Helfer“ wollte die Polizei der Weimarer Republik deutlich machen, dass sie sich von der kaiserlichen Obrigkeitspolizei unterschied. Die Polizei des Kaiserreichs war in der Öffentlichkeit aufgrund ihres rauen und herablassenden Umgangstones nicht wirklich beliebt gewesen. Deshalb wollten die Polizeireformer der Weimarer Republik mit ihrem neuen Slogan eine frühe Art der Imagepflege betreiben.

Leider blieb die Zeit der Zwanziger- und beginnenden Dreißigerjahre in Deutschland über weite Phasen ein Herd der politischen und öffentlichen Unruhe. Das hatte auch entsprechende Polizeieinsätze zur Folge mit vielen Toten und Verletzten vor allem in der Anfangs- und Endphase der Republik. Die bürgerkriegsähnlichen Zustände wirkten sich auch auf die Ausbildung der berittenen Polizeieinheiten aus. Militärähnliche Übungseinheiten, wie Aufklärungs- und Erkundungsdienste, Sicherung und der so genannte „Einsatz im Kampfe“ gehörten zum Pflichtprogramm.


DIE ZEIT DES NATIONALSOZIALISMUS


Mit der Übergabe der Regierungsgewalt an die Nationalsozialisten im Januar 1933 endete die erste Demokratie in Deutschland. Wie die gesamte Polizei, so war auch die berittene Polizei schon kurz danach gravierenden Veränderungen unterworfen. Es zog nicht nur ein zunehmend militärischer Geist in die Polizei ein, für einige Bereiche ging die Remilitarisierung so weit, dass sie direkt in die neue Wehrmacht eingegliedert wurden. Einher ging dies auch mit einer erneuten Umbenennung der berittenen Polizei zurück in Gendarmerie.

Nachdem 1935 der Reichstag die Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht beschlossen hatte, erließ am 16. März 1935 der Reichswehrminister den Befehl zur Überführung der Landespolizeien in die Wehrmacht. Damit wurden auch die meisten der berittenen Polizisten Militärangehörige. Die verbliebenen berittenen Polizeieinheiten sollten möglichst kleine Verbände bleiben.

Die politische Lage machte sie aufgrund radikaler Gesetze und Verordnungen weitgehend überflüssig, da die traditionellen Einsätze wie bei Demonstrationen und Aufzügen praktisch nicht mehr stattfanden. Dazu kam noch, dass sich Gauleiter, hohe Beamte der Polizei und Reserveoffiziere Polizeipferde für Reitstunden ausleihen durften, um ihre Reitfähigkeiten zu erhalten. Zu diesem Zeitpunkt waren in Hannover 90 Polizeipferde aufgestallt.


DER ZWEITE WELTKRIEG

Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden auch diese Polizeipferde zum guten Teil an die neu aufgestellten Polizeiregimenter abgegeben oder gleich mit Reiter übernommen. Die berittene Polizei wurde in den besetzten Gebieten, vor allem in Polen, stationiert. Ihre Hauptaufgabe war die Bestreifung der eroberten Gebiete und die Verfolgung von Widerstandshandlungen gegen die deutsche Besatzung. Ob und in wieweit auch Polizeireiter aus Hannover an Verbrechen der Polizei im Kriegseinsatz beteiligt waren, ist bisher nicht erforscht.

Reiter- und Diensthundführerstaffel

Am Welfenplatz 1a
30161 Hannover
Tel.: 0511 109-1903
Fax: 0511 109-1910


zum Seitenanfang
zur mobilen Ansicht wechseln